Banking 2025–2030: Die Di-KI-tale Revolution ist jetzt!

VonDr. Christoph Seebach,Dr. Oliver Laitenberger
Banken, Technology Transformation, Blogartikel

Die Finanzwelt steht an der Schwelle eines neuen Zeitalters. Was uns zwischen 2025 und 2030 erwartet, ist kein schrittweiser Fortschritt – sondern eine Revolution. In kaum einer anderen Branche treffen technologische Disruption, regulatorische Neuordnung und verändertes Kundenverhalten so kraftvoll aufeinander wie im Banking. Und mittendrin: Künstliche Intelligenz. Sie ist nicht länger ein Tool – sie wird zur Infrastruktur, zur Strategie, zum Taktgeber.

Banken, die jetzt handeln, setzen den Kurs für die nächsten Jahrzehnte. Denn Digitalisierung ist nicht mehr „nice to have“, sondern das Rückgrat der Wettbewerbsfähigkeit. Der papierbasierte Austausch weicht digitalen Plattformen, klassische Beraterrollen verschmelzen mit spezialisierten KI-Agenten – der Dialog mit Kund:innen wird smarter, schneller, relevanter. Wer künftig überzeugen will, muss nicht nur funktional, sondern emotional und datengetrieben agieren. Hyperpersonalisierte Erlebnisse, mobile Ökosysteme, unsichtbare Zahlungen: Das Erwartungslevel ist hoch – und steigt weiter.

Gleichzeitig entstehen neue Allianzen: Banken kooperieren mit Fintechs, Tech-Konzernen, Retailern. Plattformbanking ersetzt Silos, Embedded Finance durchdringt Alltagsprozesse. Und auch Nachhaltigkeit wird zur echten Triebkraft – nicht aus Pflicht, sondern aus Überzeugung und ökonomischer Weitsicht. Wer die ESG ignoriert, verliert nicht nur Kundschaft, sondern auch an Relevanz.

Die regulatorische Seite? Sie fordert heraus – aber sie eröffnet auch Spielräume. Vorschriften wie DORA oder PSD3 zwingen zur Reaktion, ja – aber sie ermöglichen auch: Automatisierung, Transparenz, Innovationsfreiheit.

Kurz gesagt: Die Bank der Zukunft wird technologisch intelligenter, organisatorisch agiler und gesellschaftlich relevanter sein müssen. Wer diesen Wandel aktiv gestaltet, hat die Chance, nicht nur in einem veränderten Markt zu bestehen – sondern ihn mitzuprägen bis hin zum Akteur im Kampf mit dem Klimawandel.

Die von unseren Partnern SPEEDNET und EUVIC veröffentlichte Studie „Banking Trends 2025–2030“ bietet dazu eine klare Landkarte: Sie identifiziert wegweisende technologische Entwicklungen, die Banken jetzt kennen – und strategisch nutzen – sollten. Bereit für den Blick nach vorn? Dann tauchen wir ein in die Trends, die das Banking neu schreiben werden.

1. Digitaler Neustart statt digitalem Flickwerk

In den letzten Jahren wurde in vielen Banken eher repariert als erneuert – digitale Initiativen blieben oft Stückwerk. Überalterte Kernbanksysteme, gewachsene Umsysteme und manuelle Schnittstellen führen bis heute zu Medienbrüchen und Ineffizienzen. Ein echter Technologiesprung braucht jedoch mehr als neue Oberflächen: Er erfordert eine grundlegende Modernisierung entlang klarer Funktions- und Datenarchitekturen.

Core-/Satellitenstrategien setzen sich zunehmend durch: Zentrale Prozesse laufen im Kernsystem, Sonderfälle werden in Satellitenanwendungen oder direkt am Arbeitsplatz realisiert. Das schafft Geschwindigkeit, senkt Komplexität – und unterstützt hybride Betriebsmodelle, die Innovation nicht ausbremst, sondern beschleunigt.

Technologisch bedeutet das für CIOs und CDOs: Die bestehende IT-Architektur muss konsequent entkoppelt und modularisiert werden. Dies erfordert cloudfähige, API-offene Plattformlandschaften, die Microservices und Container-Technologien nutzen. Nur eine Infrastruktur mit klar definierten Schnittstellen, Datenflüssen und Governance-Vorgaben bietet die nötige Skalierbarkeit und ermöglicht einen stabilen DevOps-Betrieb. Der Übergang von monolithischen Legacy-Systemen hin zu servicebasierten Architekturen ist kein IT-Detail, sondern strategischer Imperativ, um Innovationszyklen signifikant zu verkürzen.

2. Personalisierung: Maßgeschneiderte Erlebnisse statt Massenangebote

Ob PrivatkundIn oder FirmenkundIn: Standardlösungen reichen nicht mehr. Menschen und Unternehmen erwarten Angebote, die zu ihrer konkreten Situation passen – in Echtzeit, über alle Kanäle hinweg. Personalisierung bedeutet nicht nur die richtige Ansprache, sondern auch die Fähigkeit, mit relevanten Services im richtigen Moment präsent zu sein.

Die Bank muss sich aktiv ins Ökosystem ihrer KundInnen integrieren – technologisch wie strategisch. Hyperpersonalisierung ist dabei kein Trendwort, sondern Ausdruck einer Haltung: Daten nutzen, um echten Mehrwert zu bieten – ohne dabei die Grenze zur Privatsphäre zu überschreiten. Erfolgreiche Banken finden hier genau das richtige Maß.

CDOs und CAIOs müssen dazu leistungsfähige Data- und Analytics-Plattformen etablieren. Das beginnt mit der systematischen Erhebung, Zusammenführung und Strukturierung von Kundendaten über alle Berührungspunkte hinweg – idealerweise in einem Cloud-basierten Data Lakehouse. KI-basierte Recommendation Engines, Realtime Analytics, Trigger-basierte Journey-Steuerung und Customer Decision Hubs bilden die technologische Grundlage. Datenschutz ist dabei kein Hindernis, sondern Teil der Lösung – durch Privacy by Design, rollenbasierten Zugriff und transparente Daten-Governance.

3. Vom Einzelkämpfer zur Plattform: Banking im / als Ökosystem

Wer weiterhin versucht, alle Services selbst zu entwickeln, verliert an Tempo – und an Relevanz. Die Zukunft gehört dem Plattformmodell: Banken kooperieren mit FinTechs, Technologieanbietern und branchenfremden Partnern, um gemeinsam umfassende Kundenerlebnisse zu schaffen.

Es geht dabei nicht um Kontrollverlust, sondern um mehr Reichweite, Skalierbarkeit und Kundennähe. Wer es schafft, externe Services intelligent zu orchestrieren, wird zum zentralen Alltagsbegleiter – und baut Vertrauen durch Nutzen auf.

Ein Beispiel dafür sind Super-Apps: Digitale Plattformen, die verschiedenste Finanz- und Alltagsservices in einer App bündeln – inspiriert von Vorbildern wie WeChat oder Grab. Ihr Ziel: ein nahtloses, integriertes Kundenerlebnis aus einer Hand.

Technologisch ist dafür eine stabile API-Management-Infrastruktur unerlässlich. Banken müssen offene, skalierbare API-Gateways etablieren, Versionierung, Authentifizierung (OAuth 2.0), Monitoring sowie Sandbox-Umgebungen für Drittentwickler bereitstellen. Gleichzeitig müssen Backend-Systeme befähigt werden, modulare Services über orchestrierte Steuerung auszuliefern – z. B. durch Service Meshes, Event-Driven Architectures und adaptive Integration Layer. Nur durch diese Offenheit gelingt es, Plattformvorteile ohne Kontrollverlust zu realisieren.

4. Zahlungsverkehr als emotionaler Moment der Wahrheit

Zahlungen sind nicht nur Transaktionen – sie sind der direkteste Berührungspunkt zur Kundschaft. Ob Buy Now, Pay Later, Echtzeitzahlungen oder Wallets: Moderne Zahlmethoden setzen neue Maßstäbe für Komfort und Schnelligkeit. Und sie sind Teil des täglichen Lebens, eben nicht mehr bloß ein Bankservice.

Die besten Zahlungssysteme verschwinden im Hintergrund – sie funktionieren intuitiv, nahtlos und sicher. Die Trennlinien zwischen Bank, Händler und Technologieanbieter verwischen dabei zunehmend. Die neue Normalität: eingebettete Zahlung in Apps, die alles können – ohne dass man bewusst „zahlt“.

CIOs müssen daher sicherstellen, dass Zahlungsprozesse vollständig digitalisiert, modularisiert und automatisiert werden. Dazu gehören die Einführung flexibler Payment Engines, die Fähigkeit zur Echtzeitverarbeitung (Settlement über TIPS, SEPA Instant), tokenbasierte Sicherheitsmechanismen und nahtlose Third-Party-Integration über Embedded-Payment-APIs. Cloud-native Zahlungsplattformen ermöglichen dynamische Skalierung – und setzen damit neue Standards für Geschwindigkeit und Nutzerkomfort.

5. Künstliche Intelligenz: Vom Piloten zum strategischen Rückgrat

Lange Zeit war KI ein Experimentierfeld – heute wird sie zur Basis-Infrastruktur. In der Kreditprüfung, Kundenberatung, Risikosteuerung oder Betrugserkennung liefert KI keine bloßen Effizienzgewinne mehr, sondern qualitative Verbesserungen, die den Unterschied machen.

Doch Technik allein reicht nicht: Es braucht Governance, Datenqualität, Kulturwandel und Change Management. Nur wer hier konsequent investiert, kann KI vom taktischen Tool zum strategischen Differenzierungsfaktor entwickeln – und echten Vorsprung erzielen.

CAIOs und digitale Führungskräfte müssen robuste KI-Stacks aufbauen, inklusive automatisierter Datenpipelines (MLOps), Modellversionierung, Feature Stores und automatisierter Modellbewertung. Die Integration in Geschäftsprozesse gelingt durch Low-Code-Umgebungen, API-basierte Aufrufe und Toolkits für Explainable AI. Zentral ist ein KI-Governance-Framework, das ethische Leitlinien, regulatorische Konformität (z. B. AI Act) und kontinuierliches Monitoring zusammenführt.

6. Cybersecurity: Schutz als strategische Kernkompetenz

Vertrauen ist das Fundament jeder Bankbeziehung – und Cybersecurity wird zunehmend zum Prüfstein dafür. Die Angriffsflächen steigen mit jeder neuen Schnittstelle, jedem Partner, jeder API. Klassische Sicherheitsarchitekturen kommen an ihre Grenzen. Die Antwort: flexible, lernfähige und integrierte Schutzsysteme.

Technologien wie Zero-Trust-Modelle, KI-gestützte Angriffserkennung oder Behavioral Biometrics gehören zur neuen Abwehrlinie. Dabei gilt: Je offener die Bank agiert, desto robuster muss das digitale Schutzschild sein. Sicherheit ist heute kein Compliance-Check – sondern ein zentrales Leistungsversprechen und die Währung des Verrauens.

Für CIOs und CISOs bedeutet das: Cybersecurity muss als dynamischer Architekturbaustein gedacht werden. Zero-Trust-Prinzipien, Continuous Authentication, Echtzeit-Bedrohungserkennung durch KI sowie Security Orchestration & Automated Response (SOAR) sind elementar. Ergänzt durch Identity & Access Management mit kontextabhängigen Policies entsteht eine adaptive Verteidigungslogik – verankert in der Cloud, aber steuerbar über zentrale Kontrollinstanzen.

7. Green Awareness: Nachhaltigkeit wird Geschäftsmodell

ESG ist kein Trend, sondern ein Muss. KundInnen, Regulierer und Investoren erwarten, dass Banken Verantwortung übernehmen – durch grüne Finanzprodukte, CO₂-Tracking oder ESG-Ratings.

Wer jetzt in nachhaltige Innovationen investiert, positioniert sich nicht nur regulatorisch solide, sondern differenziert sich auch emotional im Markt. Nachhaltigkeit wird so zur neuen Ertragslogik – und prägt das Geschäftsmodell der Zukunft.

Technologisch gesehen erfordert dies den Aufbau nachhaltiger Daten- und Steuerungssysteme. ESG-Kennzahlen müssen nahtlos in Kredit- und Investmentprozesse integriert, CO₂-Emissionen über digitale Tools messbar und regulatorisch konforme Reports (z. B. nach EU-Taxonomie) automatisiert erstellt werden. Gleichzeitig sind Green-IT-Prinzipien zu verankern: energieeffiziente Cloudinfrastruktur, Serverkonsolidierung, nachhaltige Softwareentwicklung und Lifecycle-optimierte IT-Beschaffung.

Vom Digitalen zum Intelligenten: Das Banking von morgen hat bereits begonnen

Die Bank der Zukunft entsteht nicht durch Einzelmaßnahmen, sondern durch ein strategisch vernetztes Zusammenspiel von Technologien, Partnerschaften und gesellschaftlicher Verantwortung. Die sieben zentralen Trends wirken nicht isoliert voneinander – sie verstärken sich gegenseitig:

Künstliche Intelligenz ermöglicht Hyperpersonalisierung, diese erhöht die Anforderungen an Datenschutz und Cybersecurity. Regulatorik setzt Impulse für Innovation, Plattformstrategien fördern neue Allianzen. Nachhaltigkeit wird nicht nur verlangt – sie wird zum zentralen Treiber von Wachstum und Relevanz.

Für Banken bedeutet das: Der Weg in die Zukunft verlangt kein schrittweises Reagieren, sondern mutige Entscheidungen und ein integriertes Zukunftsbild – eines, das Technologie, Menschlichkeit und wirtschaftliche Zielsetzungen miteinander in Einklang bringt und sie nicht als Silos versteht.

Mit der Verbreitung von Künstlicher Intelligenz ist Jetzt der Moment, Banking neu zu denken: Technologisch intelligenter, organisatorisch agiler, gesellschaftlich relevanter. Wer heute die Weichen stellt, kann nicht nur in einem veränderten Markt bestehen – sondern ihn aktiv mitgestalten.

Als Horn & Company begleiten wir Sie dabei – mit strategischer Klarheit, technologischer Tiefe und operativer Umsetzungskompetenz. Ob in KI-Transformation, Plattformstrategie oder Super-App: Wir helfen Ihnen gemeinsam mit unseren Delivery-Partnern Speednet und Euvic, aus Trends einen direkten Vorsprung zu machen. Sprechen Sie uns an – für eine gemeinsame di-KI-tale Vision von Banking 2030.

Bereit, den nächsten Schritt zu gehen?

Ob erste Gedanken oder konkrete Pläne – wir hören zu, fragen nach und entwickeln gemeinsam weiter. In einem unverbindlichen Erstgespräch klären wir, wo Sie stehen und wie wir Sie unterstützen können.

//Über die Autor:Innen

//Das könnte Sie auch interessieren

19. Mai 2025
Individuelle Prozesse digitalisieren, Standards bewahren – die Quadratur des Kreises möglich machen
Mit der Power Platform Prozesse flexibel digitalisieren – ohne bestehenden Standard-Kernsysteme zu verbiegen.
Lesen
07. April 2025
Wer die Wahl hat, hat die Qual: Anbieter- und Systemauswahlprozesse erfolgreich gestalten
Die Wahl des richtigen IT-Systems kann über Erfolg oder Stillstand entscheiden. Doch wie trennt man echte Mehrwerte von leeren Versprechen?
Lesen
13. März 2025
Zahlungsengpässe überwinden mit datenbasierter Verbindlichkeitsoptimierung 
Die eigene Liquidität genau zu kennen, ist von hoher Bedeutung – in Krisensituationen ist die volle Transparenz über die eigene Liquidität jedoch existenziell.
Lesen